Türkischfein - Kurze Geschichte des Iruswegs

Auf dem Weg zur Halle steht eine Säule der Gemeinde, die die Geschichte der namensgebenden Iruswerke erzählt. Da es häufig zu heiß oder zu kalt, oder zu pressant ist, den ganzen Text zu lesen, hier eine Repro für die Corona-geschädigten Couch-Potatoes. Mehr gibt es hier; die Wiedergeburt der Firma in Burladingen-Salmendingen mit ferngesteuerten Maschinen ist hier zu besichtigen.

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Die IRUS-Werke machten Dußlingen überregional bekannt. Sie sind ein typisches Beispiel für die Entwicklung blühender Industrieunternehmen aus handwerklichen Anfängen.

Seit 1865 stellte Jakob Rilling zusammen mit seinen Brüdern Michael und Johannes in der Dorfstraße Wasserräder und Einrichtungen für ländliche Getreidemühlen her. Zwei Jahre später kauften sie von Wilhelm Göhner die „Obere Mühle“ und verlegten ihren Betrieb dorthin. Nach dem Ausscheiden seiner Brüder 1904 übernahm Jakob den Betrieb alleine und verlegte ihn in die Bahnhofstraße. Seitdem blieb das Unternehmen unter Familienleitung, „IRUS“ steht für „Jakob Rilling und Söhne“

Der ursprüngliche Name war JRUS. Später änderte der Betrieb seinen Namen zu „Irus“, da vor allem Kunden aus Frankreich Probleme bei der Aussprache des „J“ hatten (Landmaschinen)

Alter Werbereim:

Kaffeebohnen groß und klein mahlen Irus-Mühlen türkisch-fein"

Seit 1908 produzierte die Firma moderne Schrot- und Mahlmühlen mit selbst gefertigten Kunstmahlsteinen in Serie und machte damit den Schritt zur industriellen Fertigung. IRUS erweiterte seine Produktpalette im Lauf der 20er Jahre um Kaffeemühlen für Haushalt und Gewerbe (1925), um Stanzklötze für die Schuh-, Leder und Bekleidungsindustrie sowie um Hackblöcke für Metzgereien und Großküchen.

Am nachhaltigsten macht der der 1929 begonnene Bau von Motormähern für die Landwirtschaft das Dußlinger Unternehmen bekannt. Bis 1945 lieferte die Firma rund 80.000 IRUS-Mühlen und 2000 Motormäher.

Zumindest in unserem Raum wurde IRUS zum Synonym für Einachsmäher und Einachsschlepper (seit 1952), mit denen nach dem zweiten Weltkrieg die Motorisierung in den kleinbäuerlichen Betrieben Württembergs Einzug hielt. International fanden IRUS-Einachser in über 100 Ländern Verbreitung, unter anderem in Entwicklungsländern.
Schließlich zwang die zunehmende Konkurrenz in Billiglohnländern die Firmeninhaber dazu, das Unternehmen 1985 einzustellen. Ein Nachfolgebetrieb IRUS besteht heute noch in Salmendingen auf der Schwäbischen Alb.

walzenstuhl

Die Gemeinde erwarb das Dußlinger Anwesen und ließ seit 1999 dessen Hallen sowie die Gebäude Bahnhofstraße 9 und 11 abbrechen.
Hier entstand das neuen Dienstleistungszentrum der Gemeinde, dessen Kern das neue Rathaus bildet. Einen letzten Eindruck vom früheren Dußlinger Industrierevier vermittelt heute das Backsteingebäude der Maschinenfabrik Alfred Rilling in der Bahnhofstraße. Die Firma hat das Anwesen mittlerweile verlassen und im Industriegebiet Steinig ein neues Fabrikgebäude errichtet. Vom einstigen Glanz des Industrieareals zeugt die vom Fabrikanten Ernst Rilling 1920 errichtete Villa an der Ecke Bahnhofstraße/Hechinger Straße.

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Konkurrenz: Chinese Buffalo in Bali. Die Ernte macht man dort aber immer noch von Hand, Garbe für Garbe, wie hier aus dem Jahr 1961 zu sehen.

Lieber Herr Menne,
herzlichen Dank für Überarbeitung und Aktivierung unserer „iruseweg.de“ Plattform ! Er freut mich, auf diese Weise im Austausch mit anderen Mitbewohnern unserer Hausgemeinschaft zu bleiben! Auch den geschichtlichen Rückblick zu den IRUSWERKEN habe ich mit Interesse gelesen.
Best nachbarschaftliche Grüße ! R. Billau