Das zweite Gleis dauert noch

Tagblatt, Mittwoch 5.3.2021. Mario Beißwenger

Verkehr Zwei Gleise braucht die Regional-Stadtbahn von Dußlingen nach Tübingen auf jeden Fall. Durchgeplant sind sie noch nicht.

Jochen Gewecke vom Vorstand Pro-Regio-Stadtbahn: Es sei unstrittig, dass der Abschnitt zweigleisig ausgebaut werden soll.

Auch Dußlingens Bürgermeister Thomas Hölsch würde lieber heute als morgen mit dem Ausbau beginnen. … Ohne ein zweites Gleis lässt sich der vermehrte Bahnverkehr nicht abwicklen.

Nun zu den Ausreden (man sollte den Artikel vollständig lesen, um zu verstehen wie Deutsche Planung läuft):

  • Landratsamt Balingen: Das Betriebskonzept für S21 sei noch nicht fertig. Es braucht Vorgaben aus Stuttgart, weil ein IRE nach Stuttgart weiterfährt.

Nachfragen ergaben, dass Tübingen-Dußlingen im Ausbau lange gesetzt ist, dass als politische Vorgabe es aber nur eine gemeinsames Voranschreiten in Planung und Bau geben solle. „Würde jeder Partner damit beginnen, Maßnahmen nach eigener Einschätzung zu priorisieren, wäre das für das Gesamtprojekt schädlich“, heißt es von der Pressestelle.

Jedenfalls rechnet das Balinger Landratsamt damit, dass mit einer Baugenehmigung für die Zollernbahn ohnehin erst in einigen Jahren zu rechnen ist.

Erst mit Stuttgarter Vorgaben ließen sich die Abläufe so planen, dass es etwa auch von Hechingen aus in Stuttgart einen guten Anschluss gibt. Zudem galt (gälte?? admin) es, die Ausbaustufen des Stuttgarter Knotens für den Deutschland-Takt zu berücksichtigen.


Was der Fahrplan in Deutschland mit der Zweigleisigkeit von Du-Tü zu tun hat, wird nicht weiter erklärt. Soweit meine Information reicht, hängt die Spurbreite nicht vom Fahrplan ab

Ich wünsche den Bahnplanern ein Bahn-Corona an den Hals, dann geht’s vielleicht.

Huu, heute isser aber böse, der Herr Menne! Aber er hat ja recht.
Ich habe immer wieder mit meiner Helga diskutiert, wie lange es wohl dauert, bis die Stadtbahn bei uns verwirklicht ist. Ich war pessimistisch, und behalte womöglich Recht: Ob wir das noch erleben?

Die Stadtbahn erlebe ich nicht mehr. Allerdings bin ich mir bei der nicht so sicher, ob ich ganz dafür bin. Die Mühlstraße und auch die Wilhelmstraße ist doch sehr beengt. Und natürlich wäre es sinnvoll, von Dußlingen direkt zur BG hochfahren zu können - aber was ist dann mit den anderen drei Richtungen? Bei der Planung habe ich nicht ganz kapiert, wer die Schokoladenstrecke bekommt.

Mir persönlich geht es vor allem um einen zeitlich dichteren Takt zum Tübinger Bahnhof und wieder zurück.
Auf dem Hinweg nach TÜ muss man evtl. fast eine Stunde früher fahren, wenn man einen ungünstigen Termin hat. Vom Busbahnhof geht ja dann alle paar Minuten ein Bus Richtung Kliniken, und auch in alle anderen Richtungen kommt man mit Bussen schnell weiter, das geht schon. Wenn man aber nach dem Termin Pech hat, sitzt man wiederum fast eine Stunde fest bis man wieder zurückfahren kann. Macht insgesamt bis zu zwei „Leerstunden“ im Zusammenhang z.B. mit einem Arzttermin. Das kann insbesondere bei schlechtem Wetter lästig sein (und während Corona allemal).

Inzwischen hatte ich Gelegenheit, die Frage „welche Bahn fährt nach oben“ mit den Leuten von der Aktion Stadtbahn zu diskutieren. Die Lösung ist gut, es gibt keine Schokoladen-Strecke:

Bei der Bahn gibt es vier Richtungen von und nach Tübingen. Auf jeder fährt die Bahn mindestens alle 30 Minuten, und die fahren alle weiter zu den Kliniken. Das gibt einen Takt von 7.5 Minuten auf der Innenstadtstrecke.

Zusammengefasst: Es kommt Bewegung in die Sache, bis die Bundesplanung wieder alles durcheinander wirft. Es wird zwei weitere Haltepunkte zwischen hier und Tübingen geben, was (von mir geschätzt) die Verbindung nach Tübingen von 8 auf 12 Minuten verlängert, dafür gibt es dann häufiger Züge. Wie das mit der Stadtbahn Tübingen ausgeht, und damit der Verbindung Dußlingen-Kliniken, ist nicht Sache des Kreises. Das machen die Tübingen unter sich aus, auch wenn das einige Stadträte in Tü nicht ganz für richtig halten, s’isch halt so im Gsetz. (admin)

Ausschnitte aus:

Kreistagsdrucksache Nr. 076/21
AZ. GB4/43
Regional-Stadtbahn: Aktueller Stand zum Ausbau der Zollern-Alb-Bahn
Kreistag (öffentlich) am 21.07.2021

Die Überarbeitung des Betriebskonzepts für Stuttgart 21 gestaltet sich äußerst aufwendig. Sie wird immer wieder von neuen Entwicklungen wie dem zweigleisigen Ausbau der Wendlinger Kurve oder der aktuell diskutierten Anbindung der Gäubahn über einen Tunnel beeinflusst und dauert deshalb immer noch an. Ungeachtet dessen konnten im vergangenen Jahr Zollernalbkreis, Zweckverband Regional-Stadtbahn Neckar-Alb und das Landesverkehrsministerium Ausbauabschnitte der Zollern-Alb-Bahn definieren, die unabhängig vom finalen Betriebskonzept für Stuttgart 21 zweigleisig ausgebaut werden müssen. Daraufhin konnten die Planungen so weit fortgeführt werden, dass Ende 2020 eine Prüfung des künftigen Betriebskonzepts der Regional-Stadtbahn durch die DB möglich war.

Auf Gemarkung des Landkreises Tübingen (Tübingen - Bodelshausen) ist neben der Elektrifizierung der Strecke nach derzeitigem Stand ein vollständiger zweigleisiger Ausbau zwischen Tübingen und Mössingen sowie der Ausbau des Bahnhofes Bodelshausen zu einem Kreuzungsbahnhof vorgesehen. Außerdem soll im Rahmen der nun durch den Zollernalbkreis zu vergebenden Vorplanungsleistungen insbesondere der Neubau der Stationen Mühlbachäcker, Steinlachwasen und Dußlingen Ost weiterverfolgt werden.

Aufgrund des geschätzten Auftragsvolumens von ca. 3,5 Mio. € scheidet eine Direktvergabe durch den Zollernalbkreis aus und die Planungsleistungen müssen europaweit ausgeschrieben werden.